Wann wird’s mal wieder richtig sorgenfrei?

Wie mit Krisen-Themen im Kinder- und Jugendzentrum Treffpunkt 13drei umgegangen wird

Im Mai des vergangenen Jahres befragte das Team des Treffpunkts 13drei in Emsdetten großflächig alle jungen Menschen, wie es ihnen in der Corona-Pandemie ergeht und wie sie sich in dieser Krise fühlen. Damals haben immerhin 177 Jugendliche und junge Erwachsene an der Befragung teilgenommen. Das Ergebnis war zu erwarten: die große Mehrheit junger Menschen spürte eine deutliche Belastung durch die Corona-Situation. „Das ging uns ja als Erwachsene mitunter ähnlich“, berichtet Kathi Bednarczyk, Sozialpädagogin aus dem 13drei. „Doch in den ersten Monaten dieses Jahres hatten wir die berechtigte Hoffnung, dass es zum Frühling mit der Pandemie und eben dieser belastenden Situation endlich zu Ende geht.“ Bis auf die üblichen Hygieneregeln gleicht der Alltag im 13drei schon wieder sehr der Zeit vor der Pandemie. „Wir können fast alles wieder anbieten, das freut uns sehr und man merkt es spürbar bei unseren Besuchern“, ergänzt ihre Kollegin Karin Bockweg. Doch seit ungefähr einen Monat hat sich die Situation wieder geändert. „Der Krieg in der Ukraine ist definitiv ein Thema bei unseren Besuchern. Sie bekommen viel mit, teilweise ungefiltert über die sozialen Medien, aber sie fragen uns auch ganz viel“, berichtet Inga Kordes, ebenfalls Fachkraft im Team. Eine neue belastende Situation entsteht, noch dazu mit schrecklichen Bildern, die man nicht immer verhindern kann. Für das Team im 13drei ist es jetzt wichtig, den Kindern und Jugendlichen zu signalisieren das es ok bzw. normal ist, in einer solchen Situation Angst zu haben und sich Sorgen zu machen. „Gerade jetzt ist es wichtig junge Menschen mit ihren Gefühlen ernst zu nehmen, sie nicht damit alleine zu lassen und mit ihnen darüber zu reden. Im Idealfall passiert das auch zuhause. Aber es ist ebenso wichtig aus dieser gefühlten Hilflosigkeit auch wieder rauszukommen. Sich mal abzulenken, was anderes zu machen. Man darf auch mal die Nachrichten abschalten. Man darf auch weiterhin Dinge tun, die Spaß machen, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen“, erzählen die drei. Die Besucher im Treffpunkt 13drei wollten etwas tun und so wurden kurzerhand Bilder mit der Linolpresse erstellt, auf denen die Kinder kreativ ein Statement zur Situation geben konnten. Die Bilder wurden anschließend in der Einrichtung aufgehängt. Auch die Tatsache, dass jetzt vormittags der Treff für die geflüchteten Menschen aus der Ukraine im 13drei stattfindet hat viele der Kinder und Jugendliche zusätzlich motiviert: Bevor der Treff startete wurde das ganze Haus nochmal gemeinsam aufgeräumt. Ebenso sind viele Besucher schon gespannt, welche neuen Kinder und Jugendliche aus der Ukraine dann ins 13drei kommen werden. „Sehr eindrucksvoll war für mich ein Gespräch mit einer syrischen Besucherin die mich fragte, warum eigentlich jetzt so viele Flüchtlinge nach Polen dürfen und vor einiger Zeit niemand“, berichtet Kathi Bednarczyk. Das Mädchen spielte dabei auf die Situation an der weißrussischen Grenze zu Polen vor gut zwei Monaten an. Auch das gehört zur Realität. Weitere Informationen zum Angebot im 13drei gibt es unter www.13drei.de.

Kinderstimmen aus dem 13drei

Giuliano 10 Jahre: „Manche Eltern haben den Lehren verboten mit uns über die Ukraine zu sprechen, aber wir wollen darüber reden, weil dort genauso Kinder leben wie wir.“

Lili 8 Jahre: „Ich bin erschrocken darüber, was ich auf dem Handy gesehen habe. Viele Kinder spielen immer mit Pistolen. Und was ich gesehen habe, haben Pistolen gemacht. Papa war sauer als er das gesehen hat, was mir auf dem Handy angezeigt wurde.“

Theo 9 Jahre: „Ich mag die Eiskönigin, und letztens habe ich im Handy von meiner Mama geguckt und gesehen wie ein Mädchen das Eiskönigin Lied gesungen hat. So wie ich, und Mama war danach aber traurig. Ich hatte sie dann gefragt warum und da sagte sie, dass dies etwas schwierig ist zu erklären. Aber Sie sagte, dass es diesem Mädchen und ihrer Familie nicht so gut geht, weil in ihrem Land Krieg herrscht und Sie ihr zuhause verloren hat. Deswegen ist Krieg blöd.“

Luke, 10 Jahre: „weißt du, ich gucke jetzt immer Logo, diese Nachrichtensendung für Kinder. Da habe ich erfahren, dass es jetzt viele Familien gibt die hierher nach Deutschland kommen, um sich in Sicherheit vor dem Krieg zu bringen. Können wir ihnen helfen? Können die Kinder auch hier ins 13drei kommen?“

Ahmet, 11 Jahre: „Wir wollen keinen Krieg. Ich fühle mich im Moment sehr schlecht. Es sind viele Gefühle die ich habe. Ich bin vor 4 Jahren auch nach Deutschland gekommen wegen des Krieges in Syrien. Jetzt spreche ich deutsch und habe auch neue Freunde kennengelernt. Aber ich wäre lieber zu Hause. Ich kenne diese Situation…“

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